Unsere abenteuerliche Reise beginnt am 22. Juli und dauert bis zum 19. August 2011.
Nach dem Flug über Paris landen wir in der Hauptstadt Antananarivo, von den Madagassen auch liebevoll Tana genannt, wo unser Fahrer Germain Ramarokoto uns bereits erwartet.
Am darauf folgenden Tag demonstriert er uns zum ersten Mal, dass er pünktlicher als die „zuverlässlichen“ Schweizer ist. Diese tun sich mit der vereinbarten Zeit etwas schwer und lassen den, während der gesamten Rundreise, stets zuverlässigen Germain bereits am ersten Tag warten. Mit ihm geht es – ein bisschen zeitverzögert - weiter über Antsirabe nach Miandrivazo.
Germain muss schon am ersten Tag in den „sauren Apfel“ beissen … alle paar Meter heisst es nämlich: „Ooooh … pouvez-vous arrêter s’il-vous-plaît?“ Ständig präsentieren sich unseren entdeckungsfreudigen Augen und vor allem meiner „arbeitswilligen“ Kamera herrliche Landschaften, farbenfreudige, lachende Menschen … fotogene Szenerien! Alles muss unbedingt fotografisch festgehalten werden. So weiss Germain von Beginn weg, wie seine neuen Reisebegleiter ticken und er kann sich schon mal auf ein paar „anstrengende“ Tage einstellen …
In Miandrivazo werden wir von Nony, unserem Pirogenfahrer, begrüsst. Mit ihm sind wir die nächsten Tage auf dem Fluss Tsiribihina unterwegs. Zuerst machen wir aber mit unserem neuen Guide dem Fluss entlang einen Abendspaziergang. Die ausgelassene Stimmung der Kinder und Erwachsenen, die einfach das Tagesende zusammen am Fluss geniessen, steckt uns an. Auch wir freuen uns mit all den Menschen und Tieren über diesen wunderbaren Abend. Kinder, die übermütig im Fluss rumtoben und baden, Erwachsene, die sich ihrer Körperpflege widmen, Tiere, die sich im Fluss abkühlen.
Später, beim Rundgang durch das kleine Dorf bestaunen wir das fröhliche Treiben. Links und rechts der Strasse werden Esswaren zubereitet und verkauft. Die Dunkelheit der Nacht wird mit Kerzen und Petrol-Lampen, grössere „Verkaufs-Buden“ auch mal mit Neon-Licht erhellt. Eine auffällig laute Musik zieht uns in eine Nebengasse und wir stecken unsere neugierigen Nasen in ein Lokal. Musik, Einrichtung und die anwesenden, lachenden und tanzenden Menschen weisen darauf hin, dass hier gerade ein Fest gefeiert wird. Wir wollen gerade wieder mit einer entschuldigenden Geste wieder verschwinden, als uns der Gastgeber freundlich einlädt, doch zu bleiben und mit ihnen zu feiern. Wir bedanken uns herzlich, verlassen die fröhliche Runde aber wieder. Im Nachhinein bereuen wir das … keine Ahnung, warum wir nicht geblieben sind. Typisch schweizerisch, wollten wir diese Familienfeier einfach nicht stören.
Die dreitätige Flussfahrt in der Piroge mit unserem neuen Guide Nony und seinem Gehilfen ist abwechslungsreich und überaus spannend. Wir entdecken vom „Einbaum-Boot“ aus viele Vögel, Kriechtiere und sogar Krokodile und lernen bei den „Camp-Plätzen“ auch Einheimische kennen. Unvergessen bleiben Nonys mit einfachsten Mitteln zubereiteten Mahlzeiten mit viel Gemüse, Zebu, Fisch und Huhn. Unser Abschieds-Festmahl – zwei Hühner – reisen sogar zwei Tage in unserem Boot mit. Frischer geht’s nicht! Ich kann mich zudem nicht erinnern, je so schmackhafte Frites gegessen zu haben … „Firstclass-Küche“ – ohne Zwiebeln (!) - aus dem Boot, bzw. vom Lagerfeuer …
Nach den drei Übernachtungen im Zelt, geht es etwas zivilisierter weiter. Henry, "le Petit", wie er sich sogar selber nennt, holt uns am Ende der Flussreise pünktlich ab. Mit seinem Geländewagen geht es auf holprigen, unwegsamen Strassen weiter in Richtung Tsingys Nationalpark. Der Nationalpark Tsingy de Bemaraha besteht aus einer Karstlandschaft mit auffälligen Kalksteinformationen. Die eng beieinander stehenden Kalksteinnadeln, die sogenannten Tsingy, bilden einen steinernen Wald.
Ein eindrückliches Erlebnis ... sowohl die stundenlange, anstrengende Holper-Strecke bis nach Bekopaka, wie auch die Wander- bzw. Klettertour im UNESCO Weltkulturerbe. Der mehrstündige Rundgang mit einigen Kletterpartien, Höhlengängen und dem Überqueren von Schluchten über wacklige Hängebrücken ist ein unvergessliches Erlebnis. Der Anblick von den Aussichtsplattformen ist übrigens einmalig und lohnt die „Strapazen“ des Aufstiegs. Kleiner Tipp: Um die Tour nicht bei sengender Hitze zu machen, sollte man sich sehr früh auf den Weg machen.
Nach zwei Übernachtungen im gemütlichen Hotel „Tanankoay“ starten wir frühmorgens um sechs Uhr. Es geht mit Henrys Geländewagen über Belo, Morondava, Belo sur Mer, Manja, Morombe nach Salary. Immer wieder erleben wir das Prozedere einer madagassischen Fährenüberfahrt. Um sich nicht unnötig zu beunruhigen, sollte man die Sicherheit der verschiedenen Fähren besser nicht genauer unter die Lupe nehmen!
In Morondava bestaunen und geniessen wir die unglaublich eindrücklichen Baobab-Bäume, wegen ihrer brötchengroßen braunen Früchte auch bekannt als Affenbrotbäume. Weltweit kennt man acht Baobab-Arten, davon sind sieben in Madagaskar heimisch, sechs von ihnen endemisch, kommen also nur auf Madagaskar vor.
In Salary finden wir unser kleines Paradies ... ein ruhiger, idyllischer Ort mit der perfekt geführten, traumhaften Hotelanlage „Salary Bay“. Wir hätten es durchaus länger in unserer sauberen, „romantischen“ Paradies-Lodge ausgehalten. Ein topmodernes, sauberes Badzimmer, ein Himmelbett und eine Veranda mit Hängematte und fantastischer Aussicht … was will man mehr? Das ausgezeichnete Essen und die Lage am Meer vervollständigen den überaus positiven Gesamteindruck.
Alles wäre hier perfekt, hätte ich mich nicht zur „Whale-Watching-Tour“ angemeldet. Es könnte ja sein, dass ich dabei DAS Foto meines Lebens mache … oder?! Nun … dem ist nicht so. Mir kommt kein Wal vor die Linse, dafür setzt die raue See meinem Magen arg zu. Obwohl ich in meiner mitgeführten Handtasche sogar Tabletten gegen Übelkeit mitführe und diese auch einnehme, will mein Hirn mir einfach so ganz und gar keine „Entwarnung“ melden. Mir ist schlichtweg „kotzübel“. Der Umstand, dass sich ein weiterer Passagier – ein 9-jähriger Junge aus einer italienischen „Seefahrer-Familie“ wie seine Familienmitglieder betonen – mehrmals übergibt und sein Gesicht mehr grün als sonnengebrannt aussieht, verbessert meinen Zustand nicht gerade. Glücklicherweise entscheidet der Bootsführer auf Drängen der Seefahrer-Familie, frühzeitig zurückzufahren. Mein Magen behält – trotz mehrmaligem, widerspenstigem Aufbäumen – den Inhalt in seinen vier Wänden.
Nach zwei Übernachtungen im Paradies geht es weiter … wir fahren nach Ifaty, wo wir weitere zwei Tage im Hotel „Ikotel“ übernachten. Sowohl Unterkunft, Essen wie auch die Freundlichkeit des Personals kommen bei weitem nicht an jene von Salary heran. Wir können es nicht verhindern, dass wir ziemlich enttäuscht sind. Zudem müssen wir uns in Ifaty auch noch von unserem "Kleinen" verabschieden. Obwohl er als Fahrer auf seinem Auto-Sitz von aussen kaum zu sehen ist – er könnte durchaus als Kind durchgehen - ist sein Fahrstil und sein Fahrkönnen tadellos! Wir haben uns jederzeit sicher gefühlt und mit ihm unterhaltsame und auch lustige Tage verbracht.
Fortsetzung in Teil 2 ...