Geschichten aus dem Alltag


30 Minuten - Part I - mein Freund Google


Der Bildschirm vor mir ist weiss. Unverschämt hell und leer leuchtet er mir frech ins Gesicht. Kein Text, keine Zeile ... nicht einmal ein Buchstabe hat sich darauf verirrt. Ich leide an inflationärer Kreativitätsleere.

 

Das Bewusstsein, dass ich meinen Text „30 Minuten“ morgen abliefern soll, fördert meinen Einfallsreichtum nicht wirklich. Für einen halbstündigen Ausflug kann ich mich nicht erwärmen und um irgendwo einen Beobachtungsposten einzunehmen fehlt mir nicht nur die Lust, sondern auch die Zeit.

 

Und letztere ist unerbittlich. Mit jeder Minute sinkt meine Hoffnung, einen brauchbaren Text zustande zu bringen. Da hilft nur noch eins: Google. Und Google wird sofort fündig und spuckt bei der Eingabe „30 Minuten“ doch tatsächlich über 22 Millionen Treffer raus.

 

Daraus könnte ich glatt ein Buch mit unzähligen 30-Minuten-Geschichten schreiben. Zum Beispiel über die Nacht im Juni dieses Jahres, als Zürich in einer halben Stunde von 4634 Blitzen geflasht wurde. Oder ich könnte über die Gründe sinnieren, weshalb eine Frau 30 Minuten nach der Zusage ihren neuen Job wieder verloren hat.

 

Und mein Freund Google weiss noch mehr: es präsentiert mir nämlich ein Buch, in welchem die Autorin in 30 Minuten aufzeigt, welche verschiedenen Arschloch-Typen es gibt und wie man mit diesen umgehen kann. Google inspiriert mich. Ich gehe doch noch auf die Piste und werde fündig.

 

Nicoletta Hermann - 2016


Hier geht es zur Fortsetzung: 30 Minuten Part II